Hilf mit!
Lustenauer Wiki ist 15 Jahre alt, vielleicht schaffen wir es ja dieser Seite nochmal etwas leben einzuhauchen ...

Stephanie Hollenstein

Aus Lustenauer Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Stephanie Hollenstein
Das Bild zeigt Stephani Hollenstein im Ersten Weltkrieg als Soldat
Malerin des Expressionismus
Geboren 18. Juli 1886
Gestorben 24. Mai 1944
Geburtsort Lustenau
Nationalität Österreich

Stephanie Hollenstein (* 18. Juli 1886 in Lustenau, Vorarlberg; † 24. Mai 1944 in Wien) war eine österreichische Malerin des Expressionismus, die im Nationalsozialismus zu einer hohen Funktionärin des öffentlichen Kunstbetriebs aufstieg.


Inhaltsverzeichnis

Leben[Bearbeiten]

Sie wuchs als Tochter eines Bauern auf und arbeitete in ihrer Jugend als Kuhhirtin auf dem elterlichen Hof. Dort entstanden erste Zeichnungen, die Hirten und Tiere zeigten. 1903 ging sie auf eigene Faust nach München und wurde aufgrund ihrer mitgebrachten Zeichnungen ohne Prüfung an der dortigen Königliche Kunstgewerbeschule München aufgenommen. Bis 1908 studierte sie in München und eröffnete danach eine eigene Zeichenschule in München, die sie bis 1910 betrieb. In den nächsten Jahren stellte sie im Münchener Kunstverein und im Rahmen von Gruppenausstellungen im Ferdinandeum Innsbruck, in Bregenz und in Zürich aus. 1913 wurde ihr durch ein Stipendium auf Empfehlung Franz von Defreggers eine Studienreise nach Italien ermöglicht, 1913–1914 bereiste sie daraufhin Venedig, Florenz und Rom. Ihre Malerei dieser Jahre ist stark von Vincent van Gogh beeinflusst.


Im Erster Weltkrieg machte sie zunächst einen Sanitäterinnenkurs, schloss sich aber im Mai 1915 unter dem Namen „Stephan Hollenstein“ den Vorarlberger „Standschützen“ an. Sie wurde an der Südfront eingesetzt und errang mit dem Karl-Truppenkreuz eine militärische Auszeichnung. Während ihr Geschlecht ihren Kameraden bekannt war, wurde ihre Tarnung von Vorgesetzten erst bei eines Truppenbesuchs am 4. August erkannt, worauf sie sofort nach Hause geschickt wurde. Sie gilt seither als einzige Soldatin der österreich-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg – ein Ruf, der ihr bis an ihr Lebensende öffentliche Aufmerksamkeit garantierte. Bald darauf wurde sie als Kriegsmalerin für das Kriegspressequartier tätig und war in dieser Funktion 1916 mindestens dreimal an der Front im Einsatz. 1916/1917 malte sie auch für das [Heeresgeschichtliche Museum in Wien.


1920–1921 stellte sie erstmals in Wien in einer Ausstellung der Kunstgemeinschaft aus, bald darauf auch in Ausstellungen des Künstlerhaus Wien, der Wiener Secession und des Hagenbunds.


1926 war sie – zusammen mit Fanny Harlfinger]– Mitbegründerin der Künstlerinnengruppe „Wiener Frauenkunst“. Sie erlangte immer größere Anerkennung als Malerin: 1924 schrieb Hans Ankwicz-Kleehoven einen ausführlichen Artikel über sie für das renommierte Künstlerlexikon Thieme/Becker, in dem er ihr eine „ungemein kräftige, dabei aber harmonische Farbengebung“ bescheinigte und ihr eine „durchaus modern Auffassung“ zuschrieb, die „jedoch immer in Naturnähe“ bleibe. 1931 gewann sie einen Österreichischer Staatspreis für ein Porträt ihrer Mutter, 1932 einen weiteren für das Gemälde „Alter Winkel aus dem Fleimstal“.


1929–1932 war sie viel auf Reisen: Neben Italien bereiste sie dabei vor allem Südtirol und die Schweiz. In den 1930er Jahren begeisterte sie sich für den Männlichkeitskult und das militärische Menschenideal des Faschismus. Schon früh wurde sie im Geheimen Mitglied der in Österreich verbotenen NSDAP, nach dem Anschluss (Österreich) Österreichs an das Deutsche Reich schloss sie sich der NSDAP am 1. Mai 1938 auch offiziell an. Von Juli 1938 bis 1943 war sie Vorsitzende des 1938 als Nachfolgeorganisation der [Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs“ (VBKÖ) gegründeten Künstlerverbands Wiener Frauen (ab 1941 Vereinigung Bildender Künstlerinnen der Reichsgaue der Ostmark). Dadurch wurde sie eine der einflussreichsten österreichischen Künstlerinnen in der Zeit des Nationalsozialismus.


Erstaunlicherweise wurden gerade ihre Gemälde mit den stärksten expressionistischen Zügen aus den frühen 1930er Jahren in der nationalsozialistischen Ausstellung „Deutsche Kunst“ gezeigt. Moderne Kunst und Nationalsozialismus schienen weder für Hollenstein noch für die Machthaber in unauflöslichem Gegensatz zu stehen (in der Eigenwahrnehmung ähnelt sie hier Emil Nolde), und noch 1938 verteidigte sie das kubistische Werk ihres Vorarlberger Landsmanns Arnold Bechtold öffentlich – wenn auch erfolglos – vor dem Vorwurf, „Entartete Kunst“ zu sein.


1943 trat sie aus gesundheitlichen Gründen vom Vorsitz des Verbands zurück, im Jahr darauf starb sie in Wien an den Folgen eines Herzanfalls.

Werk[Bearbeiten]

Neben Porträts stellen Hollensteins Gemälde und Grafiken meist Landschaften aus der heimatlichen Bodenseeregion, aus den Alpen oder aus dem Süden Italiens dar. Ihr farbenfroher, expressiver Stil mit einer charakteristischen Behandlung des Raumes brachte ihr den Spitznamen „Schiefmalerin“ ein.


Die bedeutendste Sammlung ihres Werks mit 94 Gemälden und über 1.000 Grafiken beherbergt ihr Heimatort Lustenau. Dort wurde 1961 die „Hollenstein-Galerie“ gegründet, die 1971 in einem eigenen Haus eröffnet wurde. Ihr Nachlass wird im Gemeindearchiv Lustenau aufbewahrt.

Literatur[Bearbeiten]

  • Edeltraud Fürst (Hrsg.): Die Künstlervereinigung „Der Kreis“. Maler und Bildhauer am Bodensee. 1925–1938. (= Kunst am See, Band 24). Gessler, Friedrichshafen 1992, ISBN 3-922137-83-0
  • Willi Oberfrank, Helmut Gassner: Stephanie Hollenstein. 1886-1944. Marktgemeinde Lustenau, Lustenau 1994, ISBN 3-900954-03-8 (Ausstellungskatalog)
  • Liselotte Popelka (Red.): Die Frau im Krieg. Heeresgeschichtliches Museum, Wien 1986 (Ausstellungskatalog)
  • Elmar Vonbank (Red.): Galerie Stephanie Hollenstein. Führer durch die Sammlung. (= Führer durch Museen und Sammlungen in Vorarlberg; Band 5). Marktgemeinde Lustenau, Lustenau 1971

Weblinks[Bearbeiten]


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Stephanie_Hollenstein aus der deutschsprachigen Wikipedia. Die Liste der bisherigen Autoren befindet sich in der Versionsliste. Dieser Artikel steht wie alle Artikel der deutschsprachigen Wikipedia unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.