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Geschichte

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Römerzeit[Bearbeiten]

Im Jahr 1813 wurden in Lustenau beim Torfgraben römische Münzen entdeckt. Dies war die erste dokumentierte Entdeckung eines römischen Münzhortes auf dem Gebiet des heutigen Vorarlbergs. Sämtliche gefundenen Münzen gelten heute als verschollen. Die Dokumentation dieses Fundes wurde wissenschaftlich nur unzureichend vorgenommen, sodass es heute beinahe unmöglich ist die Münzen korrekt zu datieren. Höchstwahrscheinlich stammen sie aber aus der Regierungszeit des Kaisers Constantius II.. Lange Zeit wurde dieser Münzfund als Beweis angesehen, dass sich eine Schlacht des Jahres 355, zwischen den Truppen Kaiser Constantius II. und den alemannischen Lentiensern, auf dem Gebiet Lustenaus abgespielt hätte. Allerdings ist diese These heute wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Auch später wurden noch zahlreiche römische Münzen gefunden; auch diese Funde wurden kaum bis gar nicht dokumentiert.

Reichshof Lustenau[Bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten]

Ein vom karolingischen Karl III. (dem Dicken) in „Lustenoua" am 24. Juli 887 unterzeichnetes Schriftstück stellt die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung des Namens „Lustenau" dar. Die Karolinger mussten, um ihre Herrschaftsansprüche und Rechte geltend zu machen, im gesamten Frankenreich umherreisen. Zu diesem Zwecke errichteten sie Gehöfte, auch Pfalz genannt, von welchen sie wechselhaft ihr Reich regierten. Der Reichshof Lustenau stellte, zumindest unter der Herrschaft von Kaiser Karl III., eine solche Pfalz dar.

Im Jahre 888 (nach anderen Quellen 890) schenkte König Arnulf von Kärnten, nachdem er die Macht im Ostfrankenreich erlangt hatte, den Reichshof Lustenau dem Grafen des Linz- und Argengaus, Ulrich IV aus dem Geschlecht der Udalrichinger, der in Buchhorn (dem heutigen Friedrichshafen) residierte. Dieser vererbte den Hof an seine Nachkommen, die Grafen von Bregenz.

Lustenau fiel im späteren 12. Jahrhundert wieder zurück ans Reich. Im Jahr 1323 befand sich Lustenau im Pfandbesitz der Grafen von Werdenberg, Kaiser Ludwig IV. (HRR)|Ludwig IV. (der Bayer) bestätigte aber 1334 den Status der Lustenauer als freie Reichsleute.

Lustenau im Besitz der Grafen von Hohenems[Bearbeiten]

Am 20. April 1395 verpfändeten die Werdenberger um 5300 Pfund Heller den Hof Lustenau mit allen damit verbundenen Rechten an Ritter Ulrich II. von Ems. Die Ritter von Ems wandelten den Pfand am 2. März 1526 in einen Kauf um, wurden 1560 in den Reichsgrafenstand erhoben und nannten sich in der Folge Grafen von Hohenems. Am 6. Jänner 1593 wurde das linksrheinische Widnau-Haslach (das Gebiet der heutigen Gemeinden Widnau, Schmitter und Au) von Lustenau abgeteilt, erhielt aber aufgrund der ungleichen Flächenverteilung auch Grundbesitz auf der rechtsrheinischen Seite zugesprochen, das sogenannte Schweizer Ried.

Als am 16. März 1759 mit Franz Wilhelm III. die männliche Linie der Grafen von Hohenems ausstarb, fiel die Grafschaft Hohenems als erledigtes Reichslehen an das Reich zurück, während Lustenau als Allodbesitz auch in weiblicher Linie vererbt werden konnte. Gräfin Maria Rebekka von Harrach-Hohenems und Rohrau, Tochter Franz Wilhelms, musste ihr Erbe von 1766 bis 1786 vor dem Reichshofrat in Wien gegen Besitzansprüche Österreichs verteidigen. Am 22. März 1790 wurde ein Staatsvertrag zwischen Österreich und Lustenau ratifiziert, in dem Österreich Lustenau als selbständiges Gebiet im Eigentum der Gräfin Maria Rebekka anerkannte.

Lustenau wird Teil von Österreich[Bearbeiten]

Zwar fiel im Pressburger Frieden am 26. Dezember 1805 Vorarlberg an Bayern, Lustenau war aber ausgeklammert, da es sich nicht im Besitz der Habsburger befand und keine Enklave war. Am 18. April 1806 verstarb Gräfin Maria Rebekka von Harrach-Hohenems und vererbte Lustenau an ihre Tochter Maria Walburga.

Nachdem Franz II. am 6. August 1806 die Kaiserkrone niederlegte und damit das Ende des Heiligen Römischen Reiches besiegelte, wurde Lustenau für ein paar Wochen ein vollkommen selbständiger Staat unter der Herrschaft der Gräfin Maria Walburga. Am 1. September 1806 unterwarf Bayern die Grafschaft Lustenau, die aber vorläufig im Besitz der Gräfin Maria Walburga blieb. 1809 beschlagnahmte der König von Bayern Lustenau, gab aber 1811 die Eigentumsrechte und die niedere Gerichtsbarkeit gegen eine Zahlung von 300 Gulden an die Gräfin zurück. 1813 verkaufte diese Lustenau an ihren Gatten Graf Clemens Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems.

Als Vorarlberg 1814 zurück an Österreich fiel, blieb Lustenau vorerst bayrisch, da es ja immer noch nicht zu Vorarlberg gehörte. Österreichisches Militär besetzte daraufhin Lustenau, erkannte aber die Patrimonialgerichtsbarkeit des Grafen Clemens an. Als dieser am 10. März 1817 verstarb, erbte sein Adoptivsohn Maximilian dieses Recht und bot schließlich 1827 seinen Verzicht an. Mit der Annahme des Verzichtes durch Österreich und der Übergabe der Gerichtsakten am 22. März 1830 wurde Lustenau endgültig österreichisch.

1834 wurde die bereits 1806 beschlossene Aufteilung der Gemeindegründe (Allmende) auf die Einwohner von Lustenau durchgeführt. Aus dem Widerstand gegen den von 1824 bis 1828 und von 1834 bis 1860 amtierenden Ortsvorsteher Josef Fitz und der daraus resultierenden Spaltung in eine liberale „Alte Partei" (seiner Anhänger) und eine christlichsoziale „Neuen Partei" (seiner Gegner) entstand das in Lustenau lange vorherrschende Zweiparteiensystem.

Der Aufstieg Lustenaus: Rheinregulierung und Stickerei[Bearbeiten]

Hochwasser beim Gasthaus Engel in Lustenau, 1868

Im 19. Jahrhundert wurde Lustenau regelmäßig Opfer des Hochwasser führenden Rheins. Durchschnittlich alle vier Jahre kam es zu einer Hochwasserkatastrophe. Zu dieser Zeit waren die Gemeinden noch selber für den Hochwasserschutz zuständig, sodass die Bürger zu Frondiensten im Wasserschutz herangezogen wurden.

Die ab dem Ende des 19. Jahrhunderts schrittweise umgesetzte Rheinregulierung setzte den regelmäßigen Überschwemmungen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten ein Ende und stellte somit eine wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung in Lustenau dar.

Zur selben Zeit erlebte die Stickereiindustrie ihre erste Hochblüte. Am 13. Juni 1902, zu einem Zeitpunkt, als Lustenau nach Dornbirn und Bregenz die drittgrößte Gemeinde Vorarlbergs war, erhob Kaiser Franz Joseph den Ort zur Marktgemeinde.

Zum Land Vorarlberg gehört Lustenau seit dessen Gründung 1861.

Ständestaat[Bearbeiten]

Am 2. Jänner 1931 wurde in Lustenau eine Ortsgruppe der NSDAP-Österreich („Hitlerbewegung") gegründet, welche in Folge zahlreiche Veranstaltungen abhielt, darunter am 2. August 1932 eine Veranstaltung zum Thema „Das Dritte Reich".

Im Herbst 1931 fanden mehrere kommunistische Versammlungen statt, auch unter Teilnahme von russischen Kommunisten. Im Frühjahr 1932 gründete sich daraufhin eine Ortsgruppe der KPÖ. Bei den Landtagswahlen vom 6. November 1932 erreichte die KPÖ 4,3 % der Stimmen in Lustenau. Auf die NSDAP entfielen 14,4 % der Stimmen.

Als am 19. Juni 1933 die NSDAP in ganz Österreich verboten wurde, existierten in Lustenau zahlreiche Parteigliederungen, unter anderem SS (Schutzstaffel) mit 4 Mitgliedern, SA (Sturmabteilung) mit 90 Mitgliedern, HJ (Hitlerjugend) mit 19 Mitgliedern, sowie diverse andere Untergliederungen. Als Reaktion auf das Verbot kam es am darauffolgenden Tag zu einer Demonstration von 200 Nationalsozialisten auf dem Kirchplatz, welche von der Gendarmerie aufgelöst wurde. In den Monaten darauf folgten zahlreiche Anschläge der illegalen NSDAP auf Institutionen und Anhänger des Ständestaats, darunter ein Sprengstoffanschlag auf den Lustenauer Heimwehrführer. Die Jahn-Turnhalle entwickelte sich zu einem Versammlungsort der Nationalsozialisten, sodass sie mehrmals von der Gendarmerie gestürmt wurde und kurzfristig sogar vom Bundesheer besetzt wurde.

Schon vor der NSDAP war am 26. Mai 1933 die KPÖ verboten wurden. Mehrere Lustenauer wurden daraufhin vom Ständestaat wegen angeblicher oder tatsächlicher „kommunistischer Betätigung" verhaftet. Daraufhin kam es zur Bildung einer illegalen kommunistischen Gruppe in Lustenau, welche sich in vier Zellen gliederte. Die personelle Stärke dieser Gruppe blieb allerdings relativ gering.

Lustenau im Nationalsozialismus[Bearbeiten]

Am 12. März 1938 erhielt Lustenau einen kommissarisch eingesetzten NS-Bürgermeister. Mit mehreren Großkundgebungen versuchte die NSDAP Stimmung für die kommende Abstimmung über den „Anschluss" an das Deutsche Reich zu machen. Am 10.April 1938 votierten 98,9 % der Lustenauer Wahlberechtigten für den Anschluss an das Deutsche Reich

In Lustenau wurden zwei NSDAP Ortsgruppen eingerichtet, Ortsgruppe Kirchdorf und Ortsgruppe Rheindorf. In Folge gründeten sich mehrere Gliederungen der NSDAP, darunter ein NS Fliegerkorps mit gut 70 Mitgliedern. Das Theresienheim der Pfarre Kirchdorf wurde beschlagnahmt und in ein SS-Heim umgewandelt. Im Herbst 1939 nahm die Firma Optische Werke C.A. Steinheil Söhne aus München die Produktion von Zielgeräten für Kampfflugzeuge in Lustenau auf. Am 9. September 1940 kam es zum ersten Bombenangriff durch einen britischen Bomber auf Lustenau, allerdings blieben die Schäden relativ gering. Im Frühjahr 1942 wurde ein Zwangsarbeiterlager in Lustenau errichtet. Die Zwangsarbeiter wurden sowohl zu Arbeiten für die Gemeinde, als auch für die Optischen Werke eingesetzt. Im Herbst 1943 „beschäftigten" bereits 81 Betriebe ZwangsarbeiterInnen.

Viele Lustenauer und Lustenauerinnen kamen aus den unterschiedlichsten Gründen in Gestapo-Haft oder wurden in Konzentrationslagern inhaftiert und zu Tode gebracht. Im April 1942 wurde der Schulwart Anton Hofer ins KZ Dachau eingeliefert und dort ermordet. Im Juli 1944 wird der Zöllner Hugo Paterno wegen „Zersetzung der Wehrkraft" hingerichtet. Es kam sowohl zu Auseinandersetzungen mit der katholischen Kirche und Exponenten des ehemaligen Ständestaates, als auch zur Verfolgung von sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeitern.

Ähnlich wie in anderen Gemeinden und Städten verfolgten die Nationalsozialisten auch in Lustenau große Ausbaupläne, welche aber in der Praxis nie wirklich umgesetzt wurden. So planten die Machthaber den Lustenauer Bahnhof als „Tor zu Bayern" und „Visitenkarte Deutschlands" sechsgleisig auszubauen. Auch von einem Landesstadion war damals die Rede. Beide Projekte wurden nicht realisiert. Auch der Friedhof der Pfarre Kirchdorf im Gemeindezentrum sollte durch einen Aufmarschplatz ersetzt werden und das Zentrum großzügig umgestalten. Auch dieses Projekt kam nicht über das Planungsstadium hinaus.

Am 1. Mai 1945 kam es zum Angriff von französischen Tieffliegern, am selben Tag noch wurden weiße Flaggen gehisst. Nachdem bekannt wurde, dass eine SS Einheit unterwegs nach Lustenau war, wurden die Flaggen eingeholt. Am 2. Mai 1945 rückten französische Truppen nach Lustenau ein.

Lustenau in der Zweiten Republik[Bearbeiten]

In den ersten demokratischen Nationalratswahlen nach dem Krieg, erreichte die ÖVP in Lustenau 62% aller Stimmen. Bei den Gemeinderatswahlen 1960 erreichte die FPÖ erstmals die Mehrheit und stellt seitdem ununterbrochen den Bürgermeister.

Seit 1969 gehört die Gemeinde zum neu gegründeten Bezirk Dornbirn.


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